Das Leaky-Gut-Syndrom

Das Leaky-Gut-Syndrom – auf Deutsch „Syndrom des durchlässigen Darms“ – beschreibt einen Zustand, bei dem die Barrierefunktion der Darmschleimhaut im Bereich des Dünndarms gestört ist. In der Folge können Bakterien und Toxine, also Gifte, die von Lebewesen gebildet werden, aus dem Darminhalt in den Blutkreislauf gelangen und chronische Krankheiten auslösen. Die entsprechende Literatur zählt hier zum Beispiel Arthritis, Migräne oder Multiple Sklerose auf. Dazu kommen beispielsweise auch das chronische Erschöpfungssyndrom, Typ-I-Diabetes oder einige Autoimmunerkrankungen.

Der Darm – ein so wichtiges wie beindruckendes Organ

Der Darm ist beim Menschen und bei einer Vielzahl von Tieren der wichtigste Teil des Verdauungstraktes und reicht vom Magenausgang bis zum After. Dabei erreicht er beeindruckende Länge zwischen 5½ bis 7½ Metern. Durch die kleinen Darmzotten bildet er eine große Oberfläche von etwa 32 Quadratmetern. In seinem Inneren beherbergt er die Darmflora – ein komplexes und dynamisches bakterielles Ökosystem, das sich innerhalb der ersten Lebensjahre beim Menschen ausbildet. Die Darmflora von erwachsenen Menschen ist geprägt von einer enormen Anzahl von Bakterien und Bakteriengattungen:  Bei einem gesunden Erwachsenen mittleren Alters besteht die Darmflora aus hauptsächlich anaeroben Bakterien mit einer Zahl zwischen 10 bis 100 Billionen. Die Bakterien, aber auch Pilze in der Darmflora sorgen auch dafür, dass sich schädliche Keime nicht vermehren können. Aber: Ist die Darmflora gestört, dann können sich unerwünschte Keime ausbreiten und Schaden an der Gesundheit anrichten. 

Die Darmflora übernimmt weitere wichtige Aufgaben für den menschlichen Körper:

• Unterstützung der Verdauung von Nahrungsbestandteilen

• Versorgung der Darmepithelschicht mit Energie

• Immunmodulation

• Versorgung mit Vitaminen

• Anregung der Darmperistaltik

• Produktion von kurzkettigen Fettsäuren

• Detoxifizierung von Xenobiotika

• Verbesserung der Hitzeresistenz

• Verbesserung der Ausdauer-Leistungsfähigkeit

 

Die Darmschleimhaut als wichtige Barriere

Der Wand des Darms kommt eine so wichtige wie entscheidende Aufgabe zu: Sie muss Wasser und Nährstoffe aufnehmen und in den Körper weiterleiten und gleichzeitig alle schädlichen Bestandteile abschirmen. Dabei spielt die Darmschleimhaut eine entscheidende Rolle. Sie enthält Drüsen zur Bildung von Darmsaft, bestimmte Enzyme zur Spaltung von Nährstoffen, Zellen zur Aufnahme der Nährstoffe aus dem Darm ins Blut und Zellen zur Abwehr von Krankheitserregern. Über die Darmschleimhaut werden die durch Enzyme vorbereiteten Nahrungsbestandteile – im Dünndarm – und Wasser aus dem Darminhalt – im Dickdarm – resorbiert. Außerdem werden Sekrete, die von Drüsenzellen in der Darmschleimhaut gebildet werden, in das Darmlumen abgegeben.

Das menschliche Immunsystem und damit die Gesundheit des Menschen hängen also sehr stark von einem gesunden Darm mit einer funktionierenden Darmschleimhaut ab. Oder andersherum betrachtet: Krankheiten, die auf den ersten Blick nichts mit dem Verdauungstrakt zu tun haben, können hier ihren Ursprung haben. Erst in den vergangenen Jahren ist der Zusammenhang zwischen chronischen Krankheiten und Autoimmunerkrankungen einen Seite und dem Darm auf der anderen ins Zentrum des medizinischen Interesses gerückt. Das Leaky-Gut-Syndrom spielt hier eine wichtige Rolle.

Eine Ursache: unser Lebensstil

Die Art wie wir arbeiten, wie wir uns ernähren und die Tatsache, dass wir uns im Schnitt viel zu wenig bewegen werden als grundsätzliche Ursachen benannt. Industriell verarbeitete Lebensmittel, Alkohol, Nikotin, Stress, Umweltgifte und fehlende Regeneration sind wichtige Stichpunkte, wenn die Entstehung des Leaky-Gut-Syndrom diskutiert wird. Warum? Weil sie mit dazu beitragen, dass das fein austarierte Gleichgewicht der Darmflora zu stören.

Zu den Stoffen, die das Leaky-Gut-Syndrom befördern, gehören auch:

• Antibiotika

• Mittel aus der Chemotherapie und andere Medikamente

• Übermaß an Zucker und anderen Kohlehydraten

• Gluten bei Glutenunverträglichkeit und Allergien gegen Nahrungsmittel

• Verschiedene Parasiten sowie Bakterien, Viren und auch Pilze 

• Schwermetalle

• Zöliakie

• Laktose-Intoleranz

 

FODMAPs und Leaky-Gut-Syndrom

FODMAPs ist die Abkürzung für „fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols“. Dabei handelt es sich um Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker und Polyole, die vergären können. Diese Vergärung setzt ein, weil die Verbindungen nicht vom Körper aufgenommen werden. Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass es diese FODMAPs sind, die die Durchlässigkeit des Darmes maßgeblich verursachen, weil sie zu Entzündungen in der Darmschleimhaut führen. Ob dieser Ansatz stichhaltig ist, muss in Zukunft noch weiter untersucht werden.


Leide ich unter dem Leaky-Gut-Syndrom? Und was kann ich bei einem positiven Befund tun?

Die Sympome beim Leaky-Gut-Syndrom sind unspezifisch und können auch sehr unterschiedlich sein. Antriebslosigkeit, Müdigkeit und mangelnde Leistungsfähigkeit können ein Anzeichen sein. Das gleiche gilt für depressive Stimmungen und Niedergeschlagenheit. Häufige Infektionskrankheiten, Allergien oder Autoimmunkrankheiten gelten ebenfalls als Symptom des Leaky-Gut-Syndroms. Schließlich kann sich auch der Darm selber mit losem Stuhl, Krämpfen oder Blähungen melden.

Das Leaky-Gut-Syndrom ist behandelbar, denn die Darmschleimhaut kann sich regenerieren und wieder zur Körpergesundheit beitragen und das auch ohne den Einsatz von Medikamenten. Der Weg dahin besteht – unabhängig von den individuellen Voraussetzungen und einer individuell maßgeschneiderten Therapie – vor allem darin, alles bleiben zu lassen, was schadet. Das gilt für das Essen genauso wie für den Stress. Hilfreich kann die Einnahme von probiotischen Lebensmitteln sein. Prinzipiell sollte aber immer ein Arzt alle Maßnahmen auf den einzelnen Menschen abstimmen.

 

FAQ: Drei wichtige Fragen und Antworten zum Leaky Gut Syndrom

 

Was sind die Ursachen des Leaky-Gut-Syndrom?

Man geht davon aus, dass es vor allem Erkrankungen des Verdauungstraktes, Viren und Bakterien, Parasiten, Pilze, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Stress, Medikamente oder Alkoholkonsum sind, die das Leaky-Gut-Syndrom befördern.

Wie wird das Leaky-Gut-Syndrom diagnostiziert?

Zur Diagnose des Leaky-Gut-Syndroms werden Blut- und Urinuntersuchungen eingesetzt. Dabei werden zuvor Lösungen mit Zucker, Zuckeralkohol oder mit einem bestimmten Protein eingenommen. Danach wird der Urin oder das Blut auf entsprechende Bestandteile untersucht. Anhand der gewonnen Werte wird dann das Leaky-Gut-Syndrom diagnostiziert.

Ein anderer Weg ist die Analyse einer Stuhlprobe in einem entsprechend ausgerichtetem Labor, um die Darmflora zu untersuchen. 

Wie wird das Leaky-Gut-Syndrom therapiert?

 

Im Zentrum der Behandlung steht der Wiederaufbau der Darmschleimhaut. In diesem Rahmen werden unverträgliche Lebensmittel, Medikamente und Stress soweit wie möglich ausgeschaltet und dazu die Ernährung mit dem Ziel der Kräftigung der Darmschleimhaut umgestellt. Zu den bevorzugten Lebensmitteln zählen Leinsamen, Tees, Hafer und Gerste in Vollkornform, probiotische und präbiotische Lebensmittel. Auf den Einsatz von Medikamenten wird verzichtet. Eine Ausnahme ist hier der Befall des Darms mit Pilzen.

Weiterführende Informationen:

 

Mikrobiom  SIBO